Anreize fehlen – Bedarf an Wohnraum steigt

Die Konjunktur läuft – die Bauwirtschaft kann nicht über Mangel an Aufträgen klagen. Fast unbemerkt ist das Thema leistbarer Wohnraum aus den Medien verschwunden. Doch die Brisanz ist geblieben, Anreize für Bauträger fehlen, meint Andreas Pfeiler, Geschäftsführer Fachverband Steine-Keramik der WKO, im exklusiven Interview.
GISELA GARY

Die Wohnbaubewilligungszahlen erreichen einen historischen Höchstwert, gleichzeitig sinken jedoch die Förderausgaben der
Bundesländer auf rund zwei Milliarden Euro. Woran liegt das?

Andreas Pfeiler: „Ja, 2017 hatten wir den tiefsten Wert seit den frühen 1990er-Jahren. Ich fürchte, ein wichtiges wohnungs-politisches Lenkungsinstrument verliert zunehmend an Bedeutung. Dabei hat die Wohnbauförderung eine wesentliche wirtschafts- und gesellschaftspolitische Wirkung. Der Wohnbauförderung ist es zu verdanken, dass die Neubauleistung in den Krisenjahren nach 2008 nicht eingebrochen ist und leistbarer Wohnraum geschaffen werden konnte. Ich sehe einen massiven Handlungsbedarf. Dazu zählt auch die Vereinheitlichung der Bautechnik-Verordnungen. Hier müssen die Bundesländer endlich einheitliche Normen ermöglichen. Nur dadurch kann mehr und vor allem günstigeren Wohnraum – auch im ländlichen Bereich – geschaffen werden.“

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Hat die aktuelle Politik auf das Thema leistbaren Wohnraum vergessen?

Pfeiler: „Den Eindruck kann man schon erhalten, bei der aktuellen Berichterstattung. Aber ich denke, es wird schon gesehen, dass dringend leistbarer Wohnraum benötigt wird, aber dass es dazu auch Anreize braucht – dieses Verständnis vermisse ich noch. Ich will nicht die Politik für alles verantwortlich machen, aber für ausreichend günstigen Wohnraum, oder zumindest für ein ausgeglichenes Verhältnis zu sorgen, das sehe ich schon als ihre Aufgabe.“

Nachverdichtung und Überbauungen wurden ja im Regierungsprogramm festgeschrieben – ein guter Ansatz?
Pfeiler: „Grundsätzlich ja, wenn jedoch die Rahmenbedingungen nicht verändert werden, sehe ich auch dafür keine Chancen. Bauen ist immens teuer! Die Baukosten müssen unbedingt gesenkt werden. Einzig die Baustoffpreise sind moderat geblieben. Einerseits sind die Grundstückspreise und die Errichtungskosten explodiert, anderseits führen aber auch die überbordenden technischen Vorschriften zu Kostenerhöhungen. Diese müssen zurückgenommen werden und mit effizienten Regeln ersetzt werden.“

Wie können die Baukosten im Wohnbau gesenkt werden?

Pfeiler: „Beispielsweise durch beschleunigte Bauverfahren im Zusammenspiel mit den Ländern. Aber auch brauchen wir Bauland, es kann nicht sein, dass Länder auf Bauland sitzen und warten bis die Preise noch mehr steigen. Zudem könnte…

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