„Bäume sind technisch perfekt!“

Landschaftsarchitektin Carla Lo hat reichlich Erfahrung bei der Freiraumgestaltung im geförderten Wohnbau gesammelt. Im Gespräch erklärt sie, worauf dabei zu achten ist.
MAIK NOVOTNY

Wie hat sich die Rolle von Landschaftsarchitekten im geförderten Wohnbau verändert?

Zum einen werden wir heute bei der Umsetzung der Planung ernster genommen. Landschaftsarchitektur war immer ein „weicher Faktor“, der gegen „harte“ Argumente den Kürzeren zog: Wenn die Feuerwehr sagte, der Baum muss weg, sagten alle: Dann kommt er halt weg. Der Freiraum hatte keine Lobby. Das hat sich geändert. Heute fragt man uns, wenn es darum geht, mehr Bäume einzusetzen oder Tiefgarageneinfahrten zu situieren.

Zum anderen hat der Strategieplan zu Urban Heat Islands ein Umdenken bewirkt. Klimawandel und Überhitzung werden in Bauträgerwettbewerben stärker thematisiert. Das Bewusstsein dafür, dass das mit Mehrkosten verbunden ist, ist aber noch nicht ganz angekommen, gerade bei den technischen Abteilungen: Man braucht eine höhere Qualität bei den Bäumen und Features wie Wasser im Außenraum, vor allem in der dicht bebauten Stadt.

Carla Lo
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Wird der Freiraum wichtiger, weil die Wohnungen kleiner werden?

Vor allem Aufenthaltsqualität und Nutzungsanreize. Sitzgelegenheiten am Weg, die Begegnungen ermöglichen, aber auch geschützte Bereiche, wo man seine Ruhe hat, wo Schüler und Studierende lernen können. Wichtig dabei ist auch, dass der öffentliche Raum, der vom Bauträger bereitgestellt wird, auch öffentlicher Raum bleibt.

Carla Lo

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit Architekten?

Architekten sehen Verdichtung meistens sehr positiv. Das ist nicht falsch, aber man braucht Ausgleichsflächen, die weniger definiert sind und auch mal wuchern können. Der Bednar-Park im Nordbahnhofviertel ist vielen Architekten schon zu groß, aber schauen Sie mal, was da am Wochenende los ist! Ich muss aber sagen, dass das Verständnis bei Architekten stark zugenommen hat, vor allem bei den jüngeren, für die interdisziplinäre Planung eine Selbstverständlichkeit ist. Es tut ihnen auch gut, mit dem Blick der Landschaftsarchitekten auf ihr eigenes Projekt zu schauen.

Carla Lo

Profitiert der Freiraum von bauplatzübergreifender Koordination? …

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