„Ein gutes Modul schaut aus wie der Motor eines Mercedes“

Der Stuttgarter Architekt und Ingenieur Werner Sobek ist ein Freund neuer Technologien. Eines seiner Steckenpferde ist die Modulbauweise, mit der er bereits zahlreiche Häuser errichtet hat. Im Interview verrät er seine Visionen über zukünftige Bauweisen, technische Herausforderungen und Entwicklungskosten.
WOJCIECH CZAJA

Im Rahmen des Symposiums „Serielles Bauen meets Wiener Wohnbau“ erläuterte Werner Sobek seine Überlegungen zum modularen Bauen, aber auch über den Kontext zur globalen Gesamtsituation: Jede Sekunde nimmt die Erdbevölkerung um 2,6 Menschen zu. Um diesen zusätzlichen Menschen Stadt- und Lebensraum zu bieten, ist Sobek überzeugt, müssen massive Bauanstrengungen erfolgen. Diese wiederum verlangen nach materiellen Ressourcen. Langfristig betrachtet sind diese materiellen Ressourcen auf der Erde jedoch nicht verfügbar.

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Wie groß ist der materielle Bedarf konkret für den Wohnbau in den nächsten Jahren?

„Auf einem bautechnisch einfachen Niveau liegt der materielle Bedarf bei rund 800 Tonnen pro Sekunde. Wenn wir von einem hochwertigen, umfassenden Niveau wie in Deutschland sprechen, dann liegt der Ressourcenbedarf sogar bei 1.300 Tonnen pro Sekunde. Und das ist ein Problem, denn schon heute gibt es dramatische Engpässe. Denken Sie nur an die Shortages bei der Lieferung von Sand für die Herstellung von Beton! Sollte die E-Mobilität zunehmen, wird es beim Kupfer bald ähnliche Probleme geben. Wir müssen umdenken. Und zwar jetzt. Das bestreitet heute niemand mehr, außer Herrn T. in den USA.“

Werner Sobek

Das klingt sehr dystopisch.

„Ja, das stimmt. Es klingt ganz fürchterlich. Aber wenn wir rechtzeitig darauf reagieren, dann sollte das eigentlich kein Problem sein. Allein die Sonne strahlt 10.000-mal mehr Energie auf die Erde als wir überhaupt benötigen. Daher traue ich mich zu sagen, dass wir langfristig kein Energieproblem haben werden.“

Werner Sobek

Sondern?

„Heute haben wir ein Emissionsproblem, das durch die Gewinnung von Energie auf fossiler Basis entsteht. Wenn wir die große Transformation geschafft haben und Energie nur noch aus regenerativen Quellen gewinnen, dann werden wir kein Emissionsproblem mehr haben. Dann bleibt nur noch das Problem der Verfügbarkeit der Baustoffe. Wir müssen aufhören, all unsere Baustoffe ressourcenintensiv herzustellen, indem wir hohe Brenn- und Schmelztemperaturen und entsprechend hohe CO2-Emissionen verursachen. Oder anders gesagt: Beton, Zement, Ziegel, Klinker und Stahl machen dort Sinn, wo es anders nicht geht – im Tiefbau, im Brückenbau, im Infrastrukturbau…“

Werner Sobek

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