Leistbarer Wohnraum muss gesteigert werden

Bernd Rießland, neuer Obmann im Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen, will den gemeinnützigen Wohnbau noch weiter steigern. Dabei sagt er der Preisspirale bei den Wohnungspreisen den Kampf an und setzt auf Maßnahmen der öffentlichen Hand, die zu einer Entspannung für mehr leistbares Wohnen sorgen.
GISELA GARY

Welche der Themen, die Sie nun als Verbandschef zu verantworten haben, genießen oberste Priorität?

„Besonders wichtig sind pragmatische Ansätze für eine Steigerung des gemeinnützigen Wohnbaus. Wesentliche Funktion der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft, als Teil der staatlichen Aufgabenwahrnehmung in der Wohnungspolitik, ist ja die Sicherung eines Gleichgewichtes am Wohnungsmarkt. Dem Preisschub bei der gewinnorientierten Wohnungserrichtung insbesondere in den Ballungsräumen kann nur durch ein erhöhtes Angebot kostendeckend – also durch GBV –
errichteter Wohnungen wirkungsvoll begegnet werden. Dies ist umso wichtiger, als nicht nur die Wohnungspreise, sondern auch insbesondere die Kostenkomponente Grund überproportional angestiegen ist und damit leistungslose Gewinnmitnahmen zu Lasten der Haushalte entstanden sind. Maßnahmen der öffentlichen Hand zur Grundstücksbeschaffung zu moderaten Preisen sind dabei besonders wichtig – und dazu sind ja bereits neue Wege eingeleitet worden. Neben dem Dauerbrenner der Grundstücksbeschaffung werden uns in den kommenden Jahren wohl auch klimaschutzgerechte Maßnahmen, Energieversorgung und Mobilitätskonzepte vermehrt beschäftigen – als Partner der öffentlichen Hand und der Kommunen werden wir hier verstärkt unserer Know-how in die Entwicklung sozial und ökologisch nachhaltiger Wohnquartiere einbringen. Wer, wenn nicht wir Gemeinnützige sollten hier mit gutem Beispiel voran gehen?“

Bernd Rießland
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Kritiker meinen, die Zwei-Drittel-Regelung für geförderten Wohnbau in Wien führt erst recht zum Horten von Grundstücken – Ihre Meinung dazu?

Ganz und gar nicht! Mit der Widmungskategorie ´geförderter Wohnbau´ liegt die Stadt Wien goldrichtig und schiebt der in den vergangenen Jahren erkennbaren spekulativen Preisentwicklung am Grundstücksmarkt wirksam einen Riegel vor. Wie sich bereits jetzt zeigt, ist das Gegenteil der Hortung der Fall. Trotz der kurzen Zeit, seit diese Regelung in Kraft ist, sind schon mehrere Kooperationen zwischen gemeinnützigen und gewerblichen Unternehmen zur Umsetzung der Zwei-Drittel-Widmungsregelung im geförderten Wohnbau eingegangen worden. Auch gewinnorientierten Unternehmen ist die Dämpfung der Grundstückspreise ein Anliegen und die Bedeutung leistbarer Wohnungen für alle Teile der Bevölkerung bewusst.“

Bernd Rießland

Die Wohnbauinvestitionsbank wurde nicht realisiert – Niederösterreich fand einen eigenen Weg – nachahmenswert? Was spricht dagegen?

„Dass die WBIB auf Bundesebene letztlich nicht umgesetzt wurde, ist bedauerlich. Was nicht bedeutet, dass wir von der Forderung einer Finanzierungsplattform abrücken. Umso mehr ist die Initiative des Landes Niederösterreich zu begrüßen – nämlich die Aufnahme von zinsgünstigen Langfristfinanzierungen der Europäischen Investitionsbank für den Wohnbau. Genau mit diesen EIB-Mitteln sollte sich auch die WBIB kofinanzieren. Um Wohnen günstiger zu machen, ist auch zu überlegen, ob nicht Wege der direkten Finanzierung der GBV über die EIB möglich sind. Jede Bankintermediäre – also auch die WBIB – führt zu zusätzlichen Kosten. In der Schweiz besteht dazu seit Jahrzehnten ein sehr effektives Instrument, das praktisch keine zusätzlichen Kosten verursacht.“…

Bernd Rießland

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