Nett und ein bisschen schick

Vor 20 Jahren wurde das Studentenheim im Gasometer der WBV-GPA eröffnet. Auch wenn damals die Architekturkritik das Projekt nicht sehr freundlich rezensierte – mit den meisten neueren Heimen hält es locker mit. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis gar nicht zu reden.
FRANZISKA LEEB

Statt durch die Mall zu gehen und dort Gefahr zu laufen, mich zu verirren, entscheide ich mich für den Zugang von außen, wo das markante „Schild“, das Coop Himmel(b)lau außen an den einstigen Industriebau gelehnt haben, bessere Orientierung gibt.“ Ehe im Gemeinschaftsraum köstlicher, von der rumänischen Oma gebackener Nussstrudel kredenzt wird, führen Maria und Cristian durch das Haus.

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Maria, die demnächst das Doktorat der Wirtschaftsinformatik an der WU in Angriff nehmen wird, wohnt bereits seit sechs Jahren hier, Cristian, Informatikstudent an der TU und zuvor schon in zwei anderen Heimen wohnhaft, seit vier. Seit anderthalb Jahren unterstützen sie ehrenamtlich ein paar Stunden im Monat die Heimleitung. Als Gegenleistung gibt es eine kleine Mietreduktion.

Die Gaso-Bar sieht immer noch cool aus. Schade, dass sie ebenso wie die Sauna wegen der Pandemie geschlossen ist. Die beiden Orte sind unter normalen Umständen die Hotspots des sozialen Lebens. Auch das Fitnesscenter läuft derzeit auf Sparflamme – nur zwei Personen dürfen gleichzeitig trainieren. Dass sich die Pandemie auf die Belegung des Heims ausgewirkt hätte, konnten beide nicht beobachten. Das liegt wohl auch an den moderaten Kosten. 347 bis maximal 476 Euro beträgt das Benützungsentgelt.

Wenig sei das, für das, was sie hier an Vorteilen gegenüber anderen Heimen geboten bekommen, meinen die beiden. Das Spektrum der 73 ganz unterschiedlichen Appartements reicht von Single-Einheiten bis 5-Personen-Appartements mit Einzelzimmern und drei Bädern. „Es ist hier viel eleganter als anderswo“, ergänzt Maria, die es genießt, einen hohen Grad an Privatheit zu haben und zum Beispiel nicht auf eine Gemeinschaftsküche angewiesen zu sein.

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Heimverwaltung und Lage

„Wir sind schon verwöhnt“, gibt sie frank und frei zu. Als sie hier eingezogen ist, habe sie sich sehr bei den Eltern beschwert, dass sie hier mit fremden Studierenden in einem Apartment wohnen müsse. Sie soll froh sein, dass sie sich nicht so, wie es früher war, ein einziges Zimmer mit anderen teilen müsse, sei die Antwort gewesen. Mittlerweile teilt sich Maria ein Zweier-Apartment mit ihrer jüngeren Schwester, die das kleinere Zimmer bekommen hat.

Die Treppe, die vom kleinen Vorraum steil und schräg auf die Wohnebene führt, erinnert Maria an Zaha Hadids „Library & Learning Center“ auf dem WU-Campus. Maria hat das Glück, ein Zimmer mit großem Fenster zu haben. Das hat nicht jeder. „Die Architektur ist nice-to-have. Es ist sehr nett hereinzukommen und auch ein bisschen schick“, findet Maria. Dass es für Hausfremde nicht so leicht ist, hineinzufinden, halten beide für einen Vorteil: Das hält ungebetene Gäste von den Heimpartys fern…

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